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Projektreise nach Malawi – Teil 2

Während wir durch die Stationen gehen, entdeckt Blessings eine Frau mit einem Jungen auf dem Rücken. Sie hat ihn sich mit einem Stück Stoff umgebunden. Außerdem trägt die Mutter – Aisha – zwei volle Reisetasche.

Wir helfen Aisha mit den Taschen, die ohne Übertreibung bestimmt je 15 bis 20 Kilogramm wiegen. Das alles trägt sie mit ihrem Kind Razack auf dem Rücken! Aisha und Razack haben den ganzen Weg aus Mangochis zurückgelegt – etwa 250 Kilometer bis zum Krankenhaus in Blantyre.

Razack - durch die Löcher in seiner Jeans werden seine Wunden sichtbar.

Aisha und Razack

Razack ist ein fünfjähriger Junge mit Spina bifida. Die anfängliche Operation wurde gut durchgeführt, jedoch fehlte die richtige Nachsorge. Als Folge hat Razack heftige Druckwunden. Razack trägt Jeans mit großen Löchern, wie sie momentan im Globalen Norden in Mode sind. Leider zeigen diese Löcher große, schreckliche Wunden. Seine steifen Füße hängen herunter und müssen behandelt werden. Nur so können sie sich im richtigen Winkel ausrichten, damit Razack später mit Krücken gehen kann. Momentan kriecht er, um sich zu bewegen. Und die Wunden zeigen, wo seine Beine über den Boden schleifen… Leider wurde Razack bisher auch kein Kontinenz-Management beigebracht. Ohne Kontinenz-Management bleiben Kinder mit Spina bifida nicht trocken und sitzen unweigerlich in ihrem eigenen Urin.

Pierre, Aisha, Razack and Blessings.

Mercy-James-Centre

Wir verlassen gemeinsam mit Aisha und Razack das Queen’s Elizabeth Hospital und gehen mit ihnen zum Mercy James Centre. Dieses Zentrum liegt direkt nebenan und ist nach Madonnas Tochter benannt, die sie 2009 aus Malawi adoptiert hat. Wir befinden uns in einer völlig anderen Welt: Die Wände sind mit Malereien dekoriert, es ist sauber und es gibt Platz für alle.

Hier treffen wir uns mit Elfrida. Sie ist die erste Krankenschwester, die Child-Help im Kontinenz-Management geschult hat. Elfrida arbeitet bei der International Federation Spina Bifida and Hydrocephalus (IF). Während der damaligen Schulung lernten wir auch Salama Shaibu kennen, einen Jungen mit Spina bifida. Er ist nun erwachsen und arbeitet an der Rezeption des Zentrums. Er erkennt mich sofort. Diese unbezahlbaren und unglaublich schwer zu beschreibenden Momente sind die Früchte und der Lohn für unsere Arbeit. Sie zeigen, dass wir uns gemeinsam in die richtige Richtung bewegen.

Im Mercy-James-Centre ist alles sauber und die Wände sind mit Malereien dekoriert.

Wie weit sind wir schon gekommen?

Wir freuen uns alle sehr, dass Razack im Mercy-James-Krankenhaus zur Fußkorrektur und Wundversorgung behandelt wird. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn seine Mutter nicht den ganzen Weg auf sich genommen hätte, um ihren Sohn zu retten. Die meisten anderen Kinder haben nicht so viel Glück – das weist uns und Child-Help Malawi auf die enorme Notwendigkeit einer soliden Strategie hin, um Kinder wie Razack zu erreichen. Blessings hat eine wichtige Aufgabe vor sich. Er ist bei der Umsetzung seiner Pläne bereits weit gekommen, indem er Vereinbarungen mit allen vier Zentren in Queens unterzeichnet hat. Außerdem hat er einen einfachen Weg gefunden, das Krankenhauspersonal im Kontinenz-Management auszubilden.

Diese Mission erfordert Kämpfe an vielen Fronten. Politisch kämpft Blessings gemeinsam mit einer malawischen Selbsthilfegruppe für eine bessere Versorgung im Land. Auch die Versorgung mit medizinischem Material und Shunts ist eine weiteres Thema, das Blessings erfolgreich bearbeitet hat. Die von uns bereitgestellten Shunts werden ordnungsgemäß verteilt.

Blessings beim Ausgeben von Oxybutynin: Menschen sind der Schlüssel zu erfolgreichen Projekten.

Die Arbeit mit Blessings ist ein wahrer Segen und zeigt uns einmal mehr, dass Menschen der Schlüssel zur Entwicklung erfolgreicher Systeme sind und für die Kontinuität stehen.

Im kommenden Teil unserer Serie berichten wir über Palliativ-Pflege in Malawi.