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Projektreise nach Malawi – Teil 4

Operation ist fehlgeschlagen

Emilie ist sehr gesprächig. Wie die meisten Mütter ist auch sie eine wandelnde Krankenakte. Sie erklärt, dass Chisamo sich einer neurochirurgischen Operation unterzogen habe, diese jedoch fehlgeschlagen sei. Der Chirurg sagte, er könne nichts mehr für ihn tun, eine weitere Operation könne die Situation sogar noch verschlimmern. Emilie aber scheint die Neuigkeiten des Chirurgen nicht an sich herangelassen zu haben und denkt immer noch, dass eine weitere Operation das Problem beheben würde.

Blessings, der ebenfalls mit uns zusammensitzt, sieht mich an. Er sagt, Dr. Kamalo sei der Meinung, dass der einzige Weg einer palliativmedizinischen Betreuung liege und dass die Operation vermieden werden solle, da sie höchstwahrscheinlich mehr Schaden als Nutzen bringen würde.

Ich fragte sie, ob Chisamos Kopf noch wachse, und wir suchten unter uns nach einem Maßband, um den Kopfumfang zu sehen. Emilie holte ihren und maß Chisamos Kopf horizontal direkt über den Ohren. Es war 89 cm.

Ich nahm dann Emilies Hand, sah sie an und sagte: „Chisamo hat viele Hirnschäden erlitten, und eine Operation wird diesen Schaden nicht reparieren. Was beschädigt ist, erholt sich nicht. Eine Operation kann schließlich das weitere Wachstum des Kopfes stoppen und zusätzliche Hirnschäden verhindern. Emilie hörte aufmerksam zu und nahm das ganze Gespräch in sich auf. Wir haben erklärt, dass es keine guten Nachrichten gibt und dass ihr keine falschen Hoffnungen auf Heilung gemacht werden können. Die Pflege, die sie, das medizinische Team und die unterstützenden Organisationen leisten müssen, ist Palliativpflege.

Palliativ-Pflegerin Rose bei ihrer Arbeit mit Chisamo.

Reale Probleme

Ich erkundige mich nach den aktuell größten Probleme. Emilie sagt, Chisamo habe manchmal Schmerzen, die sie versucht, mit Paracetamol zu lindern. Das habe geholfen, aber nun könne sie sich das Schmerzmittel nicht mehr leisten. Das gilt leider auch für die Windeln. Die finanzielle Situation dieser armen Familie diktiert, wer zu welchem Zeitpunkt Pflege erhalten wird. Die finanzielle Situation ist der Herrscher über die Palliativversorgung, die im Grunde alle drei Kinder benötigen.

Emilie legt Chisamo auf ihren Schoß. Sie begreift nun, dass er von seiner Behinderung nicht geheilt werden kann. Manchmal ist es wichtig, von anderen Personen das zu hören, was man bereits weiß, um es zu bestätigen.

Emilie und Chisamo haben Anspruch auf jede Behandlung und Pflege, die notwendig und sinnvoll ist.

Ich frage Blessings, ob er einen guten Ergotherapeuten kennt, der mit Emilie zusammenarbeiten könnte, um Chisamos Leben und Pflege zu verbessern. Vielleicht könnte er sogar mit einer Nackenstütze in eine sitzende Position kommen.